Entstehung und Geschichte der Rasse
          
          Schon   auf Darstellungen des Mittelalters finden sich langhaarige   Jagdhunde,   die dem heutigen Deutsch-Langhaar (DL) sehr ähnlich sind.   Diese Hunde   wurden überwiegend als Vogelhunde für die Beizjagd, aber   auch für das   „Tirassieren“, - dem Fang von Niederwild in Netzen,   eingesetzt.
          
          Bereits   seit dem Jahre 1879 wird der Deutsch-Langhaar rasserein   gezüchtet. Die   Zucht baute sich auf fünf verschiedenen Zuchtstämmen   auf, die die Namen   der angekörten Deckrüden trugen, die bereits damals   dem Rassestandard   entsprachen. Auch heute noch wird der DL in den   Farbschlägen Braun,   Braunschimmel und Braun-Weiß gezüchtet. Lediglich   die schwarze Farbe   wird seit dem Jahr 1908 nicht mehr als   Deutsch-Langhaar gezüchtet,   sondern wird seit dem Jahr 1922 von den   Anhängern des schwarz-weißen   langhaarigen deutschen Vorstehhundes, dem   heutigen Großen Münsterländer,   in einem eigenen Zuchtbuch erfasst und   als eigener Verband geführt.   Genau betrachtet handelt es sich bei   Deutsch-Langhaar und Großer   Münsterländer um eine Rasse in   unterschiedlichen Farbschlägen.   Farbschläge, die wir auch bei anderen   Vorstehhundrassen wie   Deutsch-Kurzhaar und Deutsch-Drahthaar kennen,   die aber in den beiden   letztgenannten Zuchtverbänden unter einem Dach   gezüchtet werden.
          
          Organisation
          
          Dem   Deutsch-Langhaar-Verband (DLV) als Dachorganisation sind derzeit   13   eigenständige Zuchtvereine, die die unterschiedlichen Regionen     Deutschlands betreuen, angeschlossen. Sowohl der DLV, als auch seine     Mitgliedsvereine sind dem Jagdgebrauchshundverband e.V. (JGHV) und dem     Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) angeschlossen. Neben seiner     jährlichen Hauptversammlung veranstaltet der DL-Verband jährlich die     Schorlemer – Herbstzuchtprüfung und im zweijährigen bzw. dreijährigen     Turnus eine Bundeszuchtschau mit angeschlossener Zuchthundevorstellung     und die Internationale Verbandsgebrauchsprüfung.
          
          Gegründet wurde   der Deutsch-Langhaar-Verband übrigens erst im Jahre   1926. Lange zuvor,   genau gesagt 1893, gründete Freiherr von   Schorlemer-Alst den „Club   Langhaar“ mit Sitz in Münster/Westfalen,   dessen Aktivitäten sich im   Wesentlichen auf Westfalen und das   Rheinland beschränkten. 1897 wurde   als Zusammenschluss der Züchter des   übrigen Deutschlands der   Verein-Deutsch-Langhaar, unter Vorsitz von   Dr.med. G. Broesike, in   Berlin gegründet. Der DLV führte 1926 die   gesamte DL-Zucht unter seinem   Dach zusammen.
          
          Zucht und Zielsetzung
          
          Die   züchterische Zielsetzung des Deutsch-Langhaar-Verbandes bestimmt   seit   eh’ und je die Jagd. Der „alte deutsche Försterhund“ hat sich   seit   vielen Jahrzehnten einen hervorragenden Ruf als Vollgebrauchshund   in   Wald und Wasser gemacht. Das schließt selbstverständlich nicht   aus, dass   er bei entsprechender Führung faszinierende Arbeiten im   Felde zeigen   kann.
          
          Seine innere Ruhe und bedächtige Arbeitsweise haben ihm in   der Zeit   der großen Niederwildjagden den Spitznamen „Deutsch-Langsam“     eingebracht. Heute schätzen immer mehr Jäger seine ruhige und sachliche     Art, die ihn auch in Zeiten in denen Hase, Huhn und Co. nur regional   gut   bejagbare Besätze aufweisen, als nahezu idealen Jagdbegleiter     erscheinen lässt. Seit Jahrzehnten wird der DL auf Gesundheit, ruhiges     Wesen, Passion, lautes Jagen und Wildschärfe züchterisch selektiert.     Kein Wunder, dass diese langjährige und konsequent bei Rüden und Hündinnen durchgeführte Zuchtauswahl heute Früchte trägt. Trotz     Rückgang der klassischen Feldjagd hält der DL-Verband seit vielen,     vielen Jahren seine Welpenzahlen konstant bei rund 650 Welpen pro Jahr     und von keiner Vorstehhundrasse wird ein so hoher Prozentsatz der     gezüchteten Hunde auf den Anlagenprüfungen des JGHV geführt, wie bei DL.     Nur bei einer Zucht nach der Bedarfssituation der Jägerschaft ist     dieses Ziel erreichbar. Jeder Wurf zu viel führt zweifellos zur Abgabe     der Welpen an ungeeignete Führer. Dieser Verantwortung sind sich die     Züchter und Zuchtverantwortlichen im DLV bewusst. Dennoch, auch bei     Deutsch-Langhaar gilt, wie bei allen Jagdgebrauchshunderassen, die sich     nicht als „Jagdbegleithunde“ verstehen: Jagd und   Jagdgebrauchshundezucht   hat schon einfachere Zeiten erlebt!
          
          Jagdlicher Einsatzbereich und Schwerpunkte
          
          Eigentlich   könnte man diesen Punkt des „Rasseportraits DL“ ganz kurz   fassen. Ein   gut abgeführter DL steht in allen Bereichen der Jagd   seinen Mann! Ganz   so banal lässt sich die Angelegenheit aber auch   nicht beschreiben. Wie   jede Jagdhunderasse, so hat auch der DL   züchterische Schwerpunkte. Sie   liegen eindeutig im Bereich der Wald-   und Wasserarbeit. Fährtenlautes   Jagen an Reh, Fuchs und Sau und   unermüdliche Stöberarbeiten in schier   undurchdringlich wirkendem   Schilf auf Enten, ruhige, bedächtige   Schweißarbeit auf alles   Schalenwild und passionierte, spurbesessene   Verlorenbringerarbeiten   auf alles Niederwild sind sicherlich die Domäne   des Deutsch-Langhaar.   Wie bereits erwähnt, weiß der DL bei   entsprechender jagdlicher   Einsatzmöglichkeit auch vor dem Schuss im Feld   zu   brillieren. Derjenige, der bei einer Bewegungsjagd seinen Hund vom     Stand schnallen möchte und erwartet, dass sein Hund 2-3 Stunden als     Einzelhund jagt, wird mit einem DL nur selten richtig „angezogen“ sein.
          
          Wer   aber einen Vollgebrauchshund in des Wortes reiner Bedeutung   sucht, ist   bei DL sicher gut aufgehoben. Spezialistenpotential bringt   die Rasse   trotzdem sicherlich mit. Züchterisches Ziel ist die   Spezialisierung   nicht. Dennoch setzen die verschiedenen Zuchtgebiete   und ihre Zuchtwarte   und Züchter unterschiedliche Schwerpunkte. Das ist   logisch und   sinnvoll.
          
          Der Zuchtversuch
          
          Auf   der Hauptversammlung 2001 hat der DL-Verband die Durchführung   eines   geschlossenen Zuchtversuches beschlossen. Mit anderen Worten die     Verpaarung dreier ausgewählter DL-Hündinnen mit zuchterprobten   DK-Rüden   und die Durchführung eines Zuchtversuches außerhalb der   Gesamtpopulation   DL bis zur F3-Generation. Warum so etwas, wenn DL   doch im Obenstehenden   als faszinierender, leistungsstarker und   gesunder Jagdgebrauchshund   beschrieben wurde? Ist bei DL irgendetwas   nicht in Ordnung? Mitnichten!   DL-Züchter und Zuchtverantwortliche   waren immer Jäger und begeisterte   Tierzüchter. Ihnen ist und war stets   klar, dass Zucht auf Leistung und   Form auf Dauer zu einer   Verringerung der genetischen Bandbreite führt.   Wer jährlich rund 650   Hunde züchtet, musste sich hier nicht fürchten, da   gäbe es andere   Jagdgebrauchshundrassen und dennoch: Genetische Enge und     Zuchtdepressionen sind bei jeder Rasse wie ein     Geschwür. Nur wer es erkennt und rechtzeitig und richtig behandelt, kann     dauerhaft gesund bleiben. Vorsorge ist angesagt!
          
          Genau im Rahmen   dieser Vorsorge ist der Zuchtversuch DL x DK zu   sehen. In die   Ausgangspoulation DL wird nicht auf breiter Front   eingekreuzt, sondern   es wird über (viele) Jahre ein geschlossener (!)   Zuchtversuch über drei   Generationen, ausgehend von drei   DL-Zuchthündinnen durchgeführt. Ob   jemals eines der F3   Kreuzungsprodukte in die DL-Zucht einfließt kann   derzeit niemand   sagen. Nicht Leistungsverbesserung ist das Ziel des   Versuches, sondern   die sinnvolle Erweiterung der genetischen Bandbreite.   In diesem   Zusammenhang spielen sicherlich auch die züchterischen     Steuerungselemente der Zuchtordnung eine große Rolle: DL-Rüden dürfen     national und  international insgesamt (Lebenszeit) nur     zwölfmal zur Zucht herangezogen werden. Pro Jahr darf ein Rüde maximal     vier Mal zur Zucht herangezogen werden.
          
          Der Zuchtversuch ist   damit nur einer unter vielen Punkten mit dem   sich die   Zuchtverantwortlichen des DLV beschäftigen um auch künftigen     Jägergenerationen leistungsstarke und gesunde DL zur Verfügung stellen     zu können. Er hat in der jagdlichen Presse mehr Aufsehen erregt, als   er   derzeit für DL Bedeutung hat. Wer Pressearbeit kennt, weiß warum.     Außergewöhnliches zieht an. Schade, denn Vorsorge sollte auch bei     scheinbar Gesunden nichts Außergewöhnliches sein.
          
          Zum Schluss...
          
          Wer   als passionierter Jäger für das „Tagesgeschäft“ einen   ebensolchen Hund   sucht, mit dem er alle jagdlichen Situationen   meistern kann, der findet   im DL einen passenden vierläufigen   Jagdhelfer. Wer nur einen schönen   Jagdbegleiter sein Eigen nennen will   oder Prüfungssport jedweder Art   liebt, der wird sich weder in Reihen   des Deutsch-Langhaar-Verbandes   wohlfühlen, noch mit einem DL richtig   beraten sein.
          
          
          Karl Walch